Was sind Fähigkeiten?
Fähigkeiten beschreiben die Eigenschaften einer Person, die sie in die Lage versetzen, bestimmte Tätigkeiten auszuführen.
Angeborene Fähigkeiten
Einige Fähigkeiten sind angeboren, beispielsweise eine besonders gute oder schlechte körperliche Leistungsfähigkeit, oder eine besondere oder eben fehlende Begabung im sprachlichen oder mathematischen Bereich.
Erworbene Fähigkeiten
Andere Fähigkeiten können durch intensive Übung erworben werden, beispielsweise die Fähigkeit, sich in einer Fremdsprache zu verständigen oder die Fähigkeit, eine komplexe Produktionsmaschine zu benutzen.
Verwandte Begriffe
Fertigkeiten, Kenntnisse, Ausbildung, Selbstschulung, Präsenzschulung, Kompetenz, Qualifikation
Was fordern MDR Richtlinie und die ISO 13485?
Um als Medizinproduktehersteller konform zur MDR Richtlinie zu werden (und dauerhaft zu bleiben), müssen Sie unter anderem sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter die erforderlichen Kompetenzen – zum Beispiel bestimmte Fähigkeiten – haben, bevor diese bestimmte qualitätskritische Tätigkeiten ausführen dürfen.
Welche Fallstricke lauern beim Thema Fähigkeiten?
Die Fähigkeiten einer Person – egal ob angeboren oder erworben – sind meist stark mit ihrer Selbstwahrnehmung, Identität und Persönlichkeit verknüpft. Das formale Dokumentieren von vorhandenen oder fehlenden Fähigkeiten kann daher aus psychologischer und ethischer Sicht bedenklich sein und dürfte in vielen Fällen rechtlich gar nicht zulässig sein (z.B. Datenschutzgrundverordnung, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, Betriebsverfassungsgesetz).
Ein fiktives Beispiel: Ihre Mitarbeiter können Ihre deutschsprachigen Fertigungsprozeduren und Arbeitsanweisungen nur dann im Rahmen einer Selbstschulung lesen, verstehen und anwenden, wenn sie über eine ausreichende deutschsprachige Lesefähigkeit verfügen. Daher dokumentieren Sie diese „geforderte Fähigkeit“ Rahmen Ihrer Prozedur für Mitarbeiterschulungen.
Um die tatsächlichen Lesefähigkeiten Ihrer Mitarbeiter im Rahmen der MDR rechtssicher zu dokumentieren – und nicht gleichzeitig gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu verstoßen, müssten Sie theoretisch beispielsweise darüber nachdenken, von allen Mitarbeitern geeignete Sprachnachweise einzufordern. (Disclaimer: Dieses überspitzt formulierte fiktive Beispiel ist weder als Rechtsberatung noch als Aufforderung zur Einführung von Mitarbeitersprachnachweisen zu verstehen, sondern lediglich als Denkanstoß, welche Fallstricke beim Formulieren von Anforderungen lauern können.)
Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie bestimmte Fähigkeiten als Voraussetzung für die Ausübung einer qualitätsrelevanten Tätigkeit in Ihrer Prozedur verankern. Denn dann müssten Sie konsequenterweise auch den erforderlichen Grad der Fähigkeit definieren und den Erfüllungsgrad für alle einschlägigen Mitarbeiter anhand von Zertifikaten oder im Rahmen einer Eignungsprüfung nachweisen.
